St. Johannes d. Täufer Katholische Kirche in Augustfehn und Westerstede

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20. November 2025

Unser Küster geht mit 90 in Ruhestand

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Hier der Bericht aus der Zeitung Kirche + Leben.

Ein Abschied voller Erinnerungen: Wie er neben der Orgel einnickte, wie er mit dem Finger eine Predigt beendete. Oder, wie er Torwart und Küster war.

Von Michael Rottmann

Einmal war sein Finger so etwas wie ein Stoppschild. So hatte es Klaus Baalmann vorher mit dem Pastor vereinbart: Wenn die Predigt zu lang werde, solle ihm der Küster ein Zeichen geben. So kam es dann auch – und der Pfarrer beendete seine Ausführungen prompt mit einem „Amen“. Mindestens 50 Jahre ist das her. Und der 89-jährige Küster schmunzelt, als er davon erzählt.

„Ich war damals zum Geburtstag meines Schwagers im Emsland eingeladen und hatte den Pfarrer eher spaßeshalber darum gebeten, nicht so lange zu predigen. Weil wir ja noch eine anderthalbstündige Autofahrt vor uns hatten.“ Und der Wunsch des Küsters war dem Pfarrer Befehl.

Einmal musste er nach der Messe geweckt werden

Klaus Baalmann schmunzelt. Keine Frage: Wer ihn nach interessanten Geschichten aus seinen nun fast 60 Dienstjahren als nebenamtlicher Küster der St.-Johannes-Pfarrei im oldenburgischen Westerstede fragt, wird nicht enttäuscht.

Nach der fraglichen Feier im Emsland etwa sei er während der Messe auf dem Orgelboden eingeschlafen („Wir sind ja nachts erst spät nach Hause gekommen“) und musste nach dem Gottesdienst geweckt werden, wie er augenzwinkernd verrät.

Seine Frau war einverstanden mit dem Nebenjob

Anfangs gab es 50 Pfennig pro Gottesdienst. Klaus Baalmann erinnert sich gut an die ersten Jahre. Er war gerade erst aus dem Emsland in die Kreisstadt des Landkreises Ammerland gezogen, als der Pfarrer eines Abends zu ihm nach Hause kam und fragte: Ob das nicht was für ihn wäre, Küsterdienst in der St.-Johannes-Pfarrei?

„Ich habe gemeinsam mit meiner Frau zugesagt.“ Die sollte natürlich einverstanden sein. Weil er dann ja neben seinem Beruf als Maler regelmäßig auch noch für die Kirche unterwegs sein würde. „Aber sie wollte das wohl.“

Torwart und Küster – das wurde manchmal knapp

Seit 63 Jahren ist der gelernte Maler verheiratet, hat zwei Kinder und fünf Enkelkinder. Der Gottesdienst am Sonntag gehörte für die Familie schon immer fest zur Woche dazu. Aber auch die Altherren-Fußball-Mannschaft des FSV Westerstede; was manchmal nicht einfach miteinander zu vereinbaren war. Was soll man machen, wenn ein Heimspiel am Sonntagmorgen auf elf Uhr angesetzt ist, der gesetzte Torwart Klaus Baalmann es aber frühestens bis viertel nach elf schafft?

„Ich bin dann eben eine Viertelstunde später gekommen, habe mich beim Schiedsrichter angemeldet und bin für den Feldspieler ins Tor gegangen, der mich bis dahin vertreten musste.“ Und bei Auswärtsspielen habe seine Frau ihn als Küster vertreten.

Später auch Kommunionhelfer und Messdiener

Als er den Küsterdienst übernahm, hat der Pfarrer ihn in die Aufgaben eingewiesen. Später hat er dann noch einen Küsterlehrgang des Bistums absolviert. „Eine Prüfung musste ich aber nicht mehr ablegen.“ Organist war er nie. „Aber später auch Kommunionhelfer und Seniorenmessdiener.“

Klaus Baalmann hat noch viele Geschichten auf Lager. Wie er mehrmals Kirche und Pfarrheim angestrichen hat. Oder die vom neuen Altar. Als der im Zuge der Liturgiereform in der Herz-Jesu-Kirche aufgestellt wurde, sollten Knochensplitter als Altarreliquie darin eingelassen werden. Und er hat selbst mitgeholfen, dafür eine Öffnung in den Altarstein zu meißeln.

Abschied am ersten Adventssonntag 2025

Oder von dem Brand am Opferstock, den Kinder verursacht hatten. Der Pfarrer hatte die Bescherung entdeckt. „Alles brannte, die Feuerwehr war da“, erinnert er sich. Und dass die Gemeinde in den Wochen danach Gottesdienst in der benachbarten evangelischen Kirche feiern musste. „Und ich musste jedes Mal Gewänder und Altarbesteck hin und anschließend zurückbringen.“

Gehadert hat er nie mit seinem Weg. „Das läuft alles sehr gut“, sagt Klaus Baalmann im Blick auf sein Leben. Vielleicht war auch das sein Grund dafür, dass er seinen Ausstieg aus dem nebenamtlichen Küsterdienst immer weiter hinausgeschoben hat. Erst am kommenden ersten Advent, ein paar Tage nach seinem 90. Geburtstag, legt er im Rahmen einer Feier in der Kirche die Aufgabe in jüngere Hände, wenn auch nicht ganz.

„Ich gehe nicht ganz weg“, beteuert er. „Ich übernehme noch Vertretungsaufgaben und bin mittwochs auch weiterhin als Messdiener im Einsatz.“